Ahrensfelde

                                                                                          4.Februar 2021

An die Gemeindevertreter der GV Ahrensfelde

Sehr geehrte Mitglieder der Gemeindevertretung,

im August letzten Jahres wurde bereits beschlossen, das Rathaus mit einer Klimaanlage auszustatten, weil die Temperaturen im Sommer stets zu hoch für ein  angenehmes  Arbeitsklima sind und auch in der Tendenz der Klimaerwärmung nicht sinken werden. An diesen Beschluss möchte ich anknüpfen und Sie einladen,  mit mir weiter zu denken. Zuerst eine Überlegung, warum wir uns damit noch weiter beschäftigen sollten:

Fest steht, dass wir in Deutschland bereits eine Erhöhung  der durchschnittlichen Oberflächentemperatur um 1,5 Grad Celsius gegenüber dem Jahr 1881 haben (Deutscher Wetterdienst 2019). Im Pariser Klimaabkommen 2015 haben sich fast alle Staaten der Weltgemeinschaft dazu verpflichtet, den Anstieg der  mittleren  globalen  Oberflächentemperatur auf deutlich weniger als 2 Grad Celsius zu begrenzen. Schaffen wir es, diesen Zuwachs auf maximal 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, ist es noch möglich, das Überschreiten der Kipppunkte und damit verbundener sich selbst verstärkender Prozesse zu vermeiden.

Ein Grund mehr für eine Klimaanlage, wenn es immer wärmer wird?

Vielleicht. Aber es gibt ein Problem. Wir leben in einer vollen und prall gefüllten Welt, deren Komplexität  sich uns nicht immer sofort zeigt. Wenn wir erfolgreich die Zukunft unserer Gemeinde gestalten wollen, sollten wir also realistisch von dem ausgehen, was der Planet tatsächlich hergibt. Die Zahl der Weltbevölkerung steigt und damit ändert sich auch das Verhältnis von Menschen und Natur. Für immer mehr Menschen gibt es immer weniger Planet. Wir stoßen an Grenzen, von dem, was die Natur mit ihren Ökosystemen leisten kann und was sie fähig ist, zu regenerieren. Wir müssen anerkennen, dass es diese planetaren Grenzen gibt und jegliche Ressourcen begrenzt sind. Ohne diese Ressourcen fehlt die Lebensgrundlage sämtlicher Arten und damit auch die der Menschen. Das sind nicht unbedingt fossile Energieträger, das ist vor allem die Luft, die wir atmen, der Boden, auf dem wir wirtschaften, das Wasser, das wir trinken und auch die Temperaturen, denen wir unseren Körper aussetzen können. Die Natur braucht uns nicht, nur wir brauchen sie.

Für Dinge, die neu angeschafft werden, verbrauchen wir, was wir uns ohne einen Ausgleich nicht leisten können. Wir können nicht mehr sorglos immer  mehr Strom und weitere Rohstoffe verbrauchen und gleichzeitig immer mehr Kohlendioxid in die Atmosphäre entsorgen.

Der sogenannte  Overshoot Day gibt an, an welchem Tag des Jahres wir bereits verbraucht haben, was für ein ganzes Jahr reichen muss, wenn wir  innerhalb der planetaren Grenzen blieben. 2019 war dieser Tag bereits am 3. Mai (Göpel, M. 2019), 2020 pandemiebedingt war es der 22. August (Global Footprint Network 2021). Und jeder Mensch weiß, dass das Jahr nicht nach dem August endet.

Daher meine Einladung an Sie, weiter zu denken. Kommen wir zu der Frage, ob wir die Temperaturen im und um das Rathaus beeinflussen können:

Wenn im Sommer auf dem Platz zwischen Rathaus und Gemeindezentrum 35 Grad Celsius gemessen werden, so liegt die Temperatur nur 100 Meter weiter im Pfarrgarten bei 30 Grad Celsius. Warum das so ist, kann sich jede und jeder selbst überlegen. Aber es ist ganz einfach: Die Bäume, Sträucher und unversiegelter Boden sorgen schon für mildere Temperaturen und ein anderes Mikroklima.

Es ist also auf einfache und natürliche  Art und Weise möglich, zu einer Verringerung der Temperaturen in der Rathausumgebung zu sorgen. Pflanzten wir Bäume und Hecken zwischen Rathaus und Gemeindezentrum, könnten wir die Hitze vielleicht erträglicher machen.

Zur weiteren Verbesserung des Mikroklimas könnten wir einen Teich als Rückhaltebecken auf diesem Platz anlegen, um das anfallende Regenwasser von der Dachentwässerung der umliegenden Gebäude zu nutzen und es nicht abzuleiten. Denn auch Regenwasser ist eine wertvolle Ressource, die auf der zur Verfügung stehenden Fläche der Gemeinde entweder versickert oder  für Bewässerung genutzt werden sollte. Es ist zu wertvoll, um es abzuleiten.

Aber zurück zu der Klimaanlage. Scheint die Sonne, ist es warm, die Klimaanlage läuft und verbraucht Strom. Dieser Strom muss auch erst einmal produziert werden, was wäre, würden wir ihn auf den Dachflächen des Rathauses und des Gemeindezentrums selbst mit Photovoltaikanlagen produzieren? Die Kette würde anders laufen: Die Sonne scheint, es ist warm, Strom wird produziert, die Klimaanlage kann arbeiten.

Ich habe diesen Vorschlag bereits am 17.August 2020  zu der Einwohnerfragestunde vorgestellt und möchte Sie hiermit erneut dazu ermutigen,  Schritt für Schritt auf ein klimaneutrales Ahrensfelde zuzugehen. Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass wir Menschen einzig und allein Verursacher der Klimaerwärmung und damit verbundener sich ändernder Prozesse sind. Fest steht, dass wir alle uns den Folgen der Klimaerwärmung nicht mehr auf unbestimmte Zeit entziehen können. Akzeptierten wir das, können wir beginnen,  die Probleme zu lösen und bei jeder Entscheidung umzudenken und weiter zu denken. Dazu haben wir alle Mittel in der Hand, nur müssen wir jetzt damit anfangen. Wie bereits gesagt, die Natur braucht uns nicht, aber wir können ohne sie nicht leben.

Über eine Antwort würde ich mich freuen.

Mit freundlichen Grüßen