Eiche bekommt ein Quasi-Heizwerk

31.01.2024

Ortsbeirat Eiche

Sehr geehrte  Frau Ortsvorsteherin,

Sehr geehrte Mitglieder des Ortsbeirates,

mit Blick auf die bevorstehenden Entscheidungen zum Bau eines Rechenzentrums im Ortsteil Eiche möchten wir nachfolgend kurz auf den Aspekt der Nachhaltigkeit einer solchen Anlage eingehen.

Nach der Präsentation des Bauvorhabens ist eine Vielzahl von Fragen offengeblieben, um deren Beantwortung Sie wahrscheinlich bereits gebeten haben. Davon unabhängig ist sicher, dass auf dem höchsten Punkt des Ortsteils Eiche ein Gebäude errichtet wird, das alle übrigen Gebäude, den Kirchturm eingeschlossen, überragen wird.  Es wird das Bild des Ortsteils verändern und auch prägen. All das ist Ansichtssache und wenn das so sein soll, muss es auch so kommen. Wenn das „Tor“ geöffnet ist, werden weitere vergleichbare Investitionen folgen.

Problematisch sehen  wir die zu erwartenden Geräuschemissionen und die Emission von Abwärme. Natürlich wird über die Umweltprüfung im Planungsprozess abgesichert, dass Belastungen für die Allgemeinheit nur in zulässigem Umfang entstehen. Und genau an diesem Punkt stellt sich die Frage, ob das Vorhaben auch einen Nutzen für den Ortsteil oder die Gemeinde bringt.

Worin könnte also der Nutzen bestehen, der die Nachteile für die Bewohner der umliegenden Wohngebiete ausgleicht?

Zuerst fällt der Blick natürlich auf die Belastungen:

Wirft man einen Blick auf die zu erwartenden Geräuschemissionen, so ist deren Wahrnehmung äußerst subjektiv und von weiteren Umständen abhängig. Weht der Wind von West, so werden die Geräusche stärker in Richtung Mehrow gedrückt. Weht der Wind von Ost, so ist der Ortsteil Eiche stärker betroffen. Formal muss sich der Ortsteil Eiche bei seinen Entscheidungen nicht um Mehrow kümmern. Wahrscheinlich werden die Mehrower aber sauer sein, sie haben dann dauerhafte Geräusche von zwei Seiten, einerseits von der Autobahn und andererseits von dem  Rechenzentrum.

Mit der Geräuschempfindlichkeit ist das eine zweite Sache. Der Eine wird sagen, er hört sowieso etwas schlecht, er hört das nicht. Der Andere dreht sich in der Nacht von einer Seite auf die andere und kann nicht einschlafen. Wenn der allgemeine Geräuschpegel am Abend sinkt, hört er nur noch das Rauschen des Rechenzentrums. Und der Nachbar wird ihm raten, bau dir doch ein paar moderne Fenster ein und mach die in der Nacht zu. Aber, wird der Andere sagen, ich wollte doch in der Natur leben und gerne bei offenem Fenster schlafen. Was soll er tun?

Und da ist noch die Wärme, die über die ganze Umgebung verteilt wird. Wird der Einzelne das überhaupt verspüren? In New York ist es in den Sommermonaten so, dass die hohen Temperaturen in der Stadt maßgeblich durch die Abwärme der Klimaanlagen befeuert werden. Davon sind wir sicher weit entfernt, dennoch hat die Abwärme nichts in der Atmosphäre zu suchen.

Und genau hier kommt der Gedanke der Nachhaltigkeit ins Spiel. Nachhaltigkeit ist derzeit in der Regel ein abstrakt wirkender Appell. Mit Blick auf das Rechenzentrum wäre dessen Betrieb nachhaltig, wenn dessen Fläche die bisher versiegelte Fläche nicht überschreitet und Geräusche und Abwärme nicht in die Umgebung emittiert werden. Selbstverständlich gibt es Technologien, die bei der Kühlung anfallende Wärme abzuleiten und als Energieträger – zum Beispiel über einen Energieversorger – einer nützlichen Verwendung zuzuführen. Wenn die Menge der entstehenden Wärme bestimmt ist, können weitere Überlegungen für die Verwendung angestellt werden. Eine nachhaltige Lösung erscheint also möglich. Hierzu gehört natürlich auch, dass für eine Wasserkühlung nicht einfach das nötige Grundwasser entnommen wird. Das anfallende Regenwasser müsste aufgefangen und nach Aufbereitung verwendet werden.

Hier könnte also die Antwort gegeben werden, ob das Rechenzentrum auch einen Nutzen für die Gemeinde bringen könnte. Der Nutzen wäre die dauerhafte Bereitstellung von Wärme,  zum Beispiel zur Heizung von Gebäuden und Warmwasserbereitung.  Das Rechenzentrum würde die Wärme erzeugen, würde diese an ein Wärmenetz übergeben und würde sich auch an den Kosten eines Wärmeversorgungsnetzes beteiligen.

Es gibt also Lösungsansätze für den nachhaltigen Betrieb eines Rechenzentrums. Da ist nur noch ein Problem:

Investoren und auch Verwaltungen verlagern die Prüfung der Machbarkeit  nachgeordneter Aufgaben- stellungen gerne in den Planungsprozess. Ist der Planungsprozess erst in Gang gesetzt, wird er auch nicht mehr angehalten. Und wenn die Prüfung der Machbarkeit angedachter nachhaltiger Lösungen negativ ausfällt, wird das Bauvorhaben dennoch umgesetzt. Die Umsetzbarkeit einer nachhaltigen Lösung muss also vor einer Entscheidung der Gremien geprüft und auch durchsetzbar vereinbart werden. Und wenn das Ganze dem Unternehmer zu aufwendig wird, ja, dann muss er nach Lösungen suchen.

Nachhaltigkeit ist übrigens auch Ausdruck des gegenseitigen Vorteils. Häufig läuft es aber anders: Der Unternehmer erzielt einen guten Ertrag, die Einwohner hingegen bekommen die Nachteile verbunden mit warmen Worten des Dankes  für das gezeigte Verständnis.

Wir setzen  uns  für eine nachhaltige Lösung ein, weil wir eine solche Verpflichtung gegenüber den nachfolgenden Generationen empfinden. Es ist nicht unser Ziel, Sie belehren zu wollen oder persönlich anzugreifen.

Freundliche Grüße