Der Rabe beobachtete von seinem hohen, kahlen Ast einer Eiche das Eichhörnchen, das am Waldboden aufgeregt hin- und hersprang und ständig Blätter, Boden und alles mögliche andere mit den Pfoten aufwühlte. Es suchte offensichtlich etwas. Ein Eichelhäher landete unweit des Eichhörnchens am Boden mit einer Eichel im Schnabel, um sie unter der Eiche zu vergraben. Die Unruhe am Waldboden lenkte ihn jedoch ab und auch er beobachtete nun das Eichhörnchen.
Nach einer Weile fragte er zu dem Eichhörnchen hinüber: „Hast du Hunger und findest deine Vorräte nicht mehr? Willst du meine Eichel hier haben?“. „ Ja und nein“, begann das Eichhörnchen zu jammern, „was noch viel schlimmer ist, ich soll alle Eicheln und Nüsse wieder ausgraben! Die Obrigkeit hat verlangt, dass…“
„Häää“, krächzte der Eichelhäher, er verstand überhaupt nichts. „Sie haben einen Brief geschickt und mir vorgeworfen, ich entsorge meine Sachen im Wald und pflanze heimlich Bäume. Ich kann aber nicht anders, ich muss meine Eicheln im Boden verstecken, das hat mir meine Mutter so beigebracht…“
Während das Eichhörnchen so klagte, war der Rabe von seinem hohen Ast heruntergeschwebt. Er hockte sich auf das leere Gehäuse eines Fernsehapparates, das im Moos lag und konnte von dort alles gut hören, was gesprochen wurde.
„Vielleicht bekommst du auch bald einen solchen Brief“, sprach das Eichhörnchen traurig weiter. Der Rabe nickte, er hatte den Brief schon auf einem hohen Stapel amtlicher Papiere liegen sehen, ganz oben drauf. „Und wenn du nicht machst, was sie verlangen, dann…“ „Gar nichts werde ich“, unterbrach der Eichelhäher das Eichhörnchen. „Ich werde und ich kann auch nichts an meinen Lebensgewohnheiten ändern. Und ich werde ein lautes Geschrei anfangen und nicht mehr aufhören, dass ihnen die Ohren klingen“.
Der Rabe mischte sich nun ein: „Freunde, kommt Zeit, kommt Rat und die Suppe wird auch nicht so heiß gegessen, wie sie gekocht wird.“ Er hielt inne. „Freunde, es gibt gleich Ärger, volle Deckung!“ Der Rabe hopste von seinem Sitzplatz und kroch in das leere Gehäuse des Fernsehers hinein. Eine Gruppe lärmender Menschen näherte sich auf dem Weg nahe des kleinen Wäldchens. Der Eichelhäher flog auf mit einem lauten Geschrei. Dann flog eine leere Flasche durch die Luft, verfehlte den Eichelhäher und landete nach einer langen Kurve kurz hinter dem Gehäuse des Fernsehers, kullerte weiter und prallte schließlich gegen den rostigen Tank eines uralten Mopeds.
„Diese Gefahr ist vorüber“ sagte der Rabe etwas nachdenklich, als er aus seinem Versteck kroch. Wir werden eines Tages alle umziehen müssen, das wusste er schon, wenn er an den hohen Stapel amtlicher Papiere dachte.
„Du solltest deine Kräfte nicht verschwenden“, sprach der Rabe zum Eichelhäher, der einen ordentlichen Schreck bekommen hatte, „du wirst noch gebraucht. Und sei nicht traurig, Eichhörnchen, solange die Sonne jeden Tag aufgeht.“