Noch eine Wortmeldung

24. Februar 2024

 
Es gibt aus meiner Sicht bezüglich des geplanten Rechenzentrums zwei grundlegende Aspekte, die durch den Fragenkatalog des Ortsbeirates überhaupt nicht abgedeckt werden, dennoch Berücksichtigung finden sollten:


1. Zum einen geht es um die Frage, ob der bestehende Gewächshausstandort auch für die Zukunft erhalten werden könnte.

Der Gärtnereibetrieb Havelia hat sich offensichtlich entschieden, den Gewächshausstandort zu schließen, weil er nicht rentabel ist. Das Grundstück soll nun vor einem Verkauf maßgeblich durch die Entscheidung des Ortsbeirates zu Bauland umgewidmet und dann mit einem guten Ergebnis verkauft werden. Die landwirtschaftliche Nutzung würde damit beendet werden, ein Standort zur regionalen Erzeugung von Gemüse würde ersatzlos wegfallen.
Letztendlich zeigt sich hier die in der Landwirtschaft allgemein erkennbare Tendenz, dass landwirtschaftliche Produkte regional nicht mehr rentabel produziert werden können. Die Bauern-proteste der letzten Wochen haben gezeigt, dass landwirtschaftliche Produkte nur noch durch Einbeziehung von Subventionen rentabel produziert werden können. Der Einzelhandel, der nicht auf den Verkauf regionaler Produkte angewiesen ist, spielt hier eine maßgebliche Rolle: durch Festlegung von Einkaufspreisen, die nicht einmal den Aufwand der Produzenten abdecken. Das ist alles bekannt.
Ich habe mich in den letzten Tagen bemüht, im Bereich der Havelia einen Gesprächspartner ausfindig zu machen, in dessen Verantwortungsbereich die Entscheidungen über die Aufgabe oder auch Aufrechterhaltung von Produktionsstandorten getroffen werden. So richtig bin ich leider nicht vorangekommen, weil ich regelmäßig auf die Frage „Wer sind Sie eigentlich?“ – antworten musste:  „Ich bin ein Anwohner.“ Damit endete regelmäßig die Gesprächsbereitschaft auf der Seite von Havelia.  Mit mir spricht niemand über die Frage, unter welchen Umständen möglicherweise der Standort aufrechterhalten werden könnte.
Am vergangenen Mittwoch hatte ich ein Gespräch mit dem Betriebsleiter der Gärtnerei. Er hat mir bestätigt, dass die Gärtnerei schon seit Jahren rote Zahlen schreibt. Dennoch findet er es sehr schade, dass der Standort geschlossen wird und die bestehenden Arbeitsplätze ersatzlos wegfallen. Er findet es auch schade, dass ein funktionierendes Gewächshaus mit hoher Wahrscheinlichkeit demnächst abgerissen werden wird. Der Betriebsleiter erklärte mir jedoch, dass auch er keine Entscheidungen über Aufgabe oder Fortbestand eines Standortes trifft.
Aus meiner Sicht sollte hier mindestens der Versuch unternommen werden, mit dem Gärtnereibetrieb Havelia darüber zu verhandeln, unter welchen Umständen die gärtnerische Produktion fortgeführt werden könnte. Gesprächspartner ist hier jedoch nicht ein „interessierter Einwohner“ sondern hier sollten die zuständigen Gremien -Ortsbeirat beziehungsweise auch Gemeindevertretung- als Gesprächspartner in Erscheinung treten.  Das ist meine Erwartung an Lokalpolitiker. Ob und welches Ergebnis Gespräche erbringen, lässt sich selbstverständlich nicht vorhersagen. Im schlimmsten Falle muss auch die Landesebene aufgefordert werden, entsprechende Mittel zur Verfügung zu stellen, damit eine rentable Produktion stattfinden kann.
Sich einfach umzudrehen und die Dinge ihrem Lauf zu überlassen, ist aus meiner Sicht zu wenig.

2. Der zweite Aspekt meiner Überlegungen betrifft das geplante Rechenzentrum.
Das Rechenzentrum soll nach der vorliegenden Planung mit einer Luftkühlung betrieben werden. Folge ist, dass die entstehende Wärme in die Atmosphäre emittiert wird (die im Raum stehende Vision eines lokalen Wärmenetzes, das mit der Abwärme des Rechenzentrums gespeist werden soll, ist mir bekannt). Ob die in Aussicht gestellte Nutzung der Abwärme innerhalb der Wärmeplanung der Gemeinde tatsächlich umgesetzt werden kann, ist trotz aller Absichtserklärungen fraglich. Niemand wird sich heute verbindlich dazu verpflichten, eine solche Lösung umzusetzen. Niemand!
Unabhängig davon stehen hier jedoch die Dinge auf dem Kopf.
Es ist Aufgabe des Betreibers eines Rechenzentrums, dafür zu sorgen, dass die erzeugte Wärme vollständig genutzt bzw. die Wärmeenergie vollständig zurück gewonnen wird. Die Denkweise, der Unternehmer produziert, und die Emissionen aller Art muss die Allgemeinheit ertragen bzw. hinnehmen, ist schon lange nicht mehr zeitgemäß.
Wir sind lange an dem Punkt vorbei, wo Unternehmer einfach so alles emittieren  dürfen, was keine Verwendung findet. Selbst wenn es für den Betreiber eines Rechenzentrums kein Problem ist, Energie in Größenordnungen zu verschwenden, sollte eine solche Produktionsweise in der Zukunft ausgeschlossen sein. Rechenzentren werden in den nächsten Jahren wie Pilze aus der Erde schießen und für deren Errichtung und Betrieb stehen riesige Vermögensmengen zur Verfügung. Dennoch kann sich die Menschheit keine Verschwendung von Energie leisten. Und wenn der Betreiber eines Rechenzentrums keinen Weg gefunden hat, die entstehende Abwärme zurückzugewinnen, dann sollte er sein Konzept überprüfen und so weiter entwickeln, dass keine Energie in die Atmosphäre emittiert wird. In diesem Punkt gibt es auch kein „ Das geht nicht.“  Selbstverständlich ist die Rückgewinnung von Abwärme technisch möglich. Das sollte dem Betreiber des Rechenzentrums auch unmissverständlich deutlich gemacht werden. Kein Ortsbeirat hat das Recht, die wertvolle Ressource Natur – auch zulasten zukünftiger Generationen – einfach so zu verschenken. Hier ist der Unternehmer in der Pflicht. Und wenn er den Schutz von Umwelt nicht leisten kann, muss er sein Konzept so lange entwickeln, bis diese Forderung erfüllt ist.
Bevor also dem Unternehmer die Aufgabe der Rückgewinnung von Abwärme abgenommen wird, sollten  sich  Ortsbeirat und Gemeinde vor einer Entscheidung davon überzeugen, dass die Kommune diese Aufgabe auch lösen kann.
Die von mir dargestellte Position ist keinesfalls eine extreme Position. Es ist nur das konsequent weitergeführt, was in Parteiprogrammen,  Regierungserklärungen und Sonntagsreden regelmäßig verkündet wird.
Mein Gespräch mit dem Betriebsleiter der Gärtnerei brachte den  Gedanken zu Tage, dass es möglicherweise sinnvoll ist, ein Rechenzentrum in Nachbarschaft einer Gärtnerei zu betreiben, um die entstehende Abwärme des Rechtenzentrums in der Gärtnerei zu nutzen. Mit Blick auf die Größe des geplanten Rechenzentrums erscheint dieser Gedanke jedoch als unrealistisch.

Es bleibt dabei: das Rechenzentrum muss für die Rückgewinnung der Abwärme sorgen und wenn dann ein Teil der Abwärme oder auch die gesamte Abwärme in ein lokales Wärmenetz eingespeist wird, müsste diese Wärme nicht gesondert erzeugt werden. Dennoch, das Rechenzentrum muss für die Rückgewinnung der Wärme sorgen, wenn eine lokale Nutzung ausfallen sollte.

K. Hübner